In den ersten zwei Artikeln sind wir auf die Merkmale und die Planung eines kompetenzorientierten Unterrichts eingegangen!
Die grosse Frage stellt sich nun, wie können die Früchte aus dem kompetenzorientierten Unterricht geerntet werden? Bzw. wie bewertet sich ein kompetenzorientierten Unterricht? Genau gehört, wie bewertet sich und nicht wie bewerte ich. Wir sprechen von Kompetenzen, also sollte sich der Lernende mit der Auseinandersetzung seiner Kompetenzen, seiner Lernziele genau im Bild sein wo er oder sie steht? Ich weiss wo ich stehe, wie weit ich mit meinen Kompetenzen voran gekommen bin, kann mich also selber einschätzen. Natürlich muss die Selbsteinschätzungs-Kompetenz entwickelt werden, aber sollte es nicht selbstverständlich sein, dass ich bei meinen Kompetenzen auch am besten Bescheid weiss wo und wie ich stehe, und auch mitentscheiden kann wie es mit meinen Kompetenzen steht! Natürlich nicht Alleine, sondern zusammen mit meinem Lerncoach, denn dieser sollte auch Bescheid wissen über meine Kompetenzen! Gehen wir also auf das Thema ein!
Wie Kompetenzen überprüfen?
Die grosse Frage stellt sich, wie soll man die Kompetenzen prüfen können? Folgende Punkte müssen beachtet werden:
- Messbar sind Kenntnisse, Fertigkeiten, Strategien
- Kompetenzen können durch Situationen aus dem Berufsalltag gezeigt werden
- Kompetenzen erweisen sich in der Performanz auch in einem zeitlichen Aspekt
Das Dreyfuss Modell
Die Brüder Stuart und Hubert Dreyfuss veröffentlichten im Kahr 1980, am Forschungszentrum der US Air Force an der Berkeley University in Kalifornien, ein Modell welches das «das Erlernen von Wissen und Fähigkeiten» beschreibt.
Sie unterteilten den Lernprozess in fünf verschiedene Kompetenzstufen:
- Anfänger
- Fortgeschrittener
- Fachkraft
- Erfahrene Fachkraft
- Experte
Jedem dieser Lernstadien ordneten sie bestimmte charakteristische Verhaltensweisen und Kompetenzen zu:
Anfänger
Der Anfänger hält sich an die vorgegebenen Regeln, ohne Berücksichtigung der jeweiligen Situation. Die Aufgaben werden nach dem Lehrbuch erfüllt. Die Bedeutung und der Fortschritt der Arbeit kann durch die Lernenden nicht eingeschätzt werden. Prioritäten können nicht zugeordnet werden. Entscheidungen werden nach gründlicher und analytischer Reflexion getätigt.
Fortgeschrittener
Der Fortgeschrittene verfügt über ein gewisses, aber unvollständiges Verständnis seiner Tätigkeit. Einzelne Arbeitsschritte können voneinander unterschieden und einigermassen eingeordnet werden. Allen Arbeitsschritten wird gleichermassen viel Aufmerksamkeit gewidmet.
Fachkraft
Die Fachkraft kann einen genauen logischen Zusammenhang zwischen den einzelnen Arbeitsschritten und dem Ziel seiner Tätigkeit herstellen. Er besitzt Übersicht der Situation und plant das Vorgehen im Vorhinein. Häufige Arbeitsschritte werden erkannt und entwickelt so eine gewisse Routine. Wachsende Erfahrung verleiht ihm Flexibilität um Aufgaben zu lösen. Viele Aufgaben und Informationen gleichzeitig, bereiten ihm auch keine Mühe.
Erfahrener
Der Erfahrene kann Situationen gut einschätzen und kann den Arbeitsschritten Prioritäten zuordnen. Allgemeine Leitfäden werden herangezogen und an die momentane Aufgabe angepasst. Abweichungen vom normalen Schema werden erkannt und können bewusst herbeigeführt werden, falls notwendig. Flexibles und schnelles Arbeiten sind für diese Phase kennzeichnend. Der Lernende hat bereits ein intuitives Verständnis für seine Tätigkeit und kann Entscheidungen schnell und sicher treffen.
Experte
Der Experte verfügt über ein vertieftes Verständnis der Situation und besitzt einen reichen Erfahrungsschatz. Er verlässt sich nicht mehr allein auf Leitbilder, sondern findet intuitiv die bestmögliche Lösung. Er kann auch besondere oder seltene Situationen schnell erfassen und meistern. Ein analytischer Ansatz wir gewählt, falls er mit einer neuen Problemstellung konfrontiert wird.
Das Dreyfuss-Modell – Dreieck
Dieses Dreyfuss Modell ist sehr nützlich, wenn es darum geht, den Fortschritt der Lernenden zu beurteilen, oder noch wichtiger, wenn der Lernende lernt sich selber nach diesen Charakteristiken einzuschätzen. Das ist ein sehr hochgestecktes Ziel, welches den Lernenden eine wichtige Kompetenz beigebracht wird.
Die Einschätzung in obengenannte Charakteristika würde die perfekte weiterführende Förderung seiner Kompetenzen aufzeigen. Das könnte beim Fortgeschrittenen ein eigenständiges Formulieren und Beurteilen des Fortschrittes sein, bei einem Experten beispielsweise ein Austausch mit anderen Experten.
Eine präzise Definition, welches Niveau angestrebt wird, bzw. bei einem Bewerber vorausgesetzt wird kann erstellt werden. Eine Einschätzung, wann ein Lehrling soweit ist, anderen etwas beizubringen, die noch nicht so weit sind wie er, kann ermittelt werden.
Einfachere Formulierung der Kompetenzstufen[1]
Aus Gründen der Einfachheit werden die Kompetenzstufen um eine reduziert und die Formulierungen angepasst:
- Begrifflichkeiten und grundlegende Konzepte verstanden haben.
- Kompetenzen unter idealen Bedingungen anwenden und zeigen.
- Kompetenzen flexibel auch unter erschwerten Bedingungen zeigen.
- Kompetenzen reflektiert und bewusst einsetzen können.
Merkmale der Kompetenzstufen
Stufe 1 „verstanden haben“
- Kann es wiedergeben aber hat Schwierigkeiten bei der Umsetzung
- Umsetzung ist sehr lücken- oder/und fehlerhaft
Stufe 2 „unter idealen Bedingungen anwenden“
- Grosszügige Zeitbedingungen
- Unterlagen und Notizen dürfen verwendet werden
- Internet steht zur Verfügung
- Partnerarbeit, Nachbar oder andere Fachkraft darf gefragt werden
- Kompetenzen einzeln zeigen
Stufe 3 „unter erschwerten Bedingungen anwenden“
- Begrenzte Zeit
- Nur eigene Notizen dürfen verwendet werden
- Internet steht nicht zur Verfügung
- Selbständig
Stufe 4 „Aufgaben mit Unbekannten zu lösen „
- Begrenzte Zeit
- Keine oder nur eigene Notizen dürfen verwendet werden
- In der Aufgabenstellung fehlen wesentliche Informationen
- Internet steht nicht zur Verfügung
- Selbständigkeit
- Hohe Reflexionsfähigkeit
- Die Aufgabenstellung erfordert eine hohe Transferleistung
- Einsatz von verschiedenen Kompetenzen in einem Kontext
«Du findest den Weg nur, wenn du dich auf den Weg machst.» Mary Ward
[1] Lebenskompetenzen erweitern, Ruth Meyer (163.2107-6) [1]